Weilerswist Der Ausgaberaum ist schmal, die alte Frau kommt mit ihrem Stock und dem prall gefüllten Trolley kaum hindurch. Einer der freiwilligen Helfer hilft ihr, den Einkauf herauszutragen. Draußen unter dem Vordach steht ein Mann und ruft laut drei Nummern aus, die nächsten Kunden dürfen herein und sich Lebensmittel aus den gut gefüllten Regalen aussuchen.
Seit sieben Jahren unterstützt die Weilerswister Tafel bedürftige Menschen und verteilt zweimal in der Woche Lebensmittel, manchmal auch Windeln und Waschpulver. Heute hat ein Discounter Blumen abgegeben. „Dafür würde ich, nein, könnte ich kein Geld ausgeben“, meint eine der Wartenden vor der Tür und freut sich schon auf ein paar Nelken oder Tulpen. „Bis Anfang dieses Jahres haben wir rund 65 000 Rationen verteilt“, sagt Geschäftsführer Bernd Schlösser. Im Schnitt werden bei jeder Ausgabe für 95 bis 120 Menschen Lebensmittel verteilt – eine ganze Menge für eine Gemeinde wie Weilerswist. Für pauschal 1,50 Euro können sich Menschen, die ihre Bedürftigkeit per Amtsschreiben oder Rentenbescheid nachweisen, mit Obst, Gemüse, Brot und Grundnahrungsmitteln versorgen. „Ab und zu sind auch echte Leckereien dabei – heute zum Beispiel gibt es frischen Spargel oder Sushi, dessen Mindesthaltbarkeitsdatum morgen abläuft.“
Zeitraubende Arbeit
Wie viel Arbeit und logistische Planung hinter dem mildtätigen Unternehmen „Die Tafel“ steckt, malen sich die meisten Menschen nicht aus. Allein die Organisation des Einsammelns der überschüssigen Lebensmittel ist zeitraubend. Bernd Schlösser schreibt die Pläne für die Fahrer meist am Sonntag, wenn es etwas ruhiger zugeht. „Es gibt zwei Touren, die wir fahren. Die kleinere umfasst fast jeden Markt in Weilerswist, Erftstadt und Heimerzheim – dafür braucht man gut zweieinhalb Stunden.“ Parallel fahren zwei Ehrenamtler die große Tour, die über Rheinbach, Meckenheim, Godesberg, Mehlem und Bonn führt. „Fünf Stunden dauert das, man braucht also jeden Tag vier Personen, die das erledigen und die in der Lage sind, die teils schweren Kisten zu heben.“
Genau da hakt es: Ehrenamtliche Helfer sind schwer zu finden. Sieben bis neun Leute braucht man, um die Abläufe meistern zu können. „Sind die Wagen zurück, muss gut eine Tonne Waren abgeladen und sortiert werden“, erklärt Schlösser. Sorgen machen ihm vor allem zwei Dinge: Anfang August fällt der derzeitige Hauptfahrer weg, ein neuer muss gefunden werden. „Auch die Urlaubszeit ist immer schwierig zu bewältigen. Es wäre schon prima, wenn man jemanden hätte, der auf Zuruf einspringen kann.“
Sorge um Fahrzeuge
Die zweite Sorge gilt einem der Fahrzeuge des Vereins: „Vorsichtig gesagt ist der Transporter ein echtes Groschengrab“, formuliert Schlösser. Der Wagen, der einst von der Volksbank gestiftet wurde, hat mittlerweile mehr als 180 000 Kilometer auf dem Buckel. Der zweifache Austausch der Kupplung und der Hydraulikpumpe hat die Tafel viel Geld gekostet.
Der Witz: Der Bundesverband der Tafeln vermittelt Geld aus der Lidl-Stiftung für Anschaffungen dieser Art. „Unser Antrag auf 10 000 Euro wurde aber abgelehnt, weil laut Vergaberichtlinien nur der Kauf von Kühlfahrzeugen unterstützt wird. Die kosten locker 35 000 bis 40 000 Euro, die würden wir bekommen. Da wir aber kein Kühlfahrzeug brauchen, sondern einen normalen Transporter, gibt es nichts“, sagt Schlösser. Und fügt an: „Wenn der zweite Wagen ausfallen sollte, dann wüsste ich wirklich nicht, wie wir’s machen sollen.“
Für viele Familien und Einzelpersonen in Weilerswist wäre das ein harter Schlag. „Ohne die Tafel würden wir’s nicht hinbekommen“, sagt ein Ehepaar, dessen Rente hinten und vorne nicht reicht.